"Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen." Johann Wolfgang von Goethe

San Marino

Pfingsten San Marino – eine Fußballreise der sommerlichen Art

Groß war die Freude, als bei der Auslosung für die Fußball-WM-Qualifikation feststand: Wir spielen gegen San Marino! Noch größer wurde sie, als der Spieltermin in die Badesaison fiel – perfekte Bedingungen für eine Kombination aus Fußball, Strandurlaub und Abenteuer.
Ein kleiner Rückblick: Zu Ostern 2017 fehlten mir noch zwei europäische Länder auf meiner Liste – Andorra und San Marino. Damals machte ich mich auf eine kleine Tour: Mit dem Zug fuhr ich über Venedig nach Rimini, weiter mit dem Bus nach San Marino, dann via Pisa und Barcelona nach Andorra. Seitdem kann ich sagen: Ich habe alle offiziell anerkannten Staaten Europas besucht.

Ankunft in Rimini

Am Samstag waren wir noch zu einer langen Party eingeladen, ehe es am Pfingstsonntag mit dem Flugzeug nach Rimini ging. Die ersten österreichischen Fans waren schon da – bis zum Spieltag am Dienstag sollten es über 1.500 Österreicher werden!
Unser Hotel lag direkt am Strand – also ging’s am Nachmittag gleich dorthin. 12 Euro kosteten zwei Liegen und ein Sonnenschirm. Der Strand war überraschend leer, zu etwa 70 % – warum, bleibt ein Rätsel.

Rimini, eine Küstenstadt mit rund 150.000 Einwohnern, ist einer der beliebtesten Badeorte Italiens. Besonders im Sommer zieht es Hunderttausende Touristen hierher – nicht nur wegen des langen Sandstrandes, sondern auch wegen der römischen Geschichte, dem Augustusbogen und der Tiberiusbrücke. Rimini hat also mehr zu bieten als nur Strandbars und Liegestühle.
An diesem Sonntag musste ich mich etwas zurückhalten – einerseits wegen der Nachwirkungen der Party, andererseits, weil ich für den nächsten Tag fit sein wollte.

Montag: Strand, Sonne & das Fanmatch

Montag war dann klassischer Strandtag. Wir lagen faul in der Sonne, holten uns erste Sonnenbrände – und am Nachmittag gab’s mit weit über 100 Österreichern ein großes Gruppenfoto am Strand.
Während viele danach beim Abendessen oder Bier zusammensaßen, hieß es für mich: Umziehen, denn das Fanmatch San Marino – Österreich stand am Programm!
Uns 23 Spielern folgten etwa 50 Fans nach San Marino. Als wir das kleine Stadion betraten, fragte ÖFB-Verantwortlicher Ingo, ob jemand eine Fahne für das Mannschaftsfoto mithabe. Ich: „Ja, ich!“ – Seine Antwort: „Nein, nicht die [Alkohol-]Fahne.“ Sehr witzig, vor allem, da ich tatsächlich eine echte Österreich-Fahne dabei hatte.

In der Kabine wurden neue Österreich-Trikots ausgeteilt – alle in Größe M, zum Glück passte es wie angegossen. Nach dem Aufwärmen liefen beide Teams ein. Die österreichische Hymne ertönte – wir sangen laut, teilweise schief, aber mit voller Leidenschaft.
Taktisch klug wollte ich mir die ersten 20 Minuten mal von der Bank anschauen. Ganz ehrlich: So viele gute Fußballer gibt’s in San Marino nicht. Die, die’s können, standen wohl heute auf dem Feld – oder morgen im A-Kader.
Anfangs herrschte eigenartige Stille bei unseren Fans – ich dachte schon, es sei ein Protest. Doch mit steigendem Bierpegel kam auch der Support zurück.
Mein Einsatz & das Spiel
Nach gut 20 Minuten kam ich ins Spiel. Unerwartet stand ich plötzlich frei vor dem Tor – leider mit dem Rücken zum Tor. Bei der Drehung entschied ich mich für das falsche Eck. Kein Problem für den zweiten Tormann – der erste wurde nach 10 Minuten ausgewechselt und war etwa 2,15 Meter groß! Beeindruckend – da kam mancher von uns nicht mal mit dem Kopf auf Brusthöhe.

Halbzeit: 0:0.

Die zweite Hälfte begann für mich erneut auf der Bank. In diesen 20 Minuten kassierten wir drei Gegentore – erste Bedenken, ob wir jetzt auseinanderbrechen würden.
Für die letzten 25 Minuten war ich wieder am Platz. Viel ging nicht mehr – ein schwacher Schuss aufs Tor, das war’s.
Endstand: 0:3. Aber: Keine Schande! Immerhin spielte San Marino mit vier ehemaligen Nationalspielern, die gemeinsam über 100 Länderspiele vorzuweisen hatten.

Freundlicher Ausklang in San Marino
Nach dem Abpfiff wurden wir von den Sammarinesen – so heißen die Einwohner San Marinos – freundlich vor der Fantribüne eingeladen. Bei Sandwiches und ein paar Bieren wurde geplaudert. Leider konnte ich nicht herausfinden, wer die vier Ex-Nationalspieler waren.
Ein netter Abend: keine Verletzten, keine Feindseligkeiten!
Zurück in Rimini spazierten wir noch etwa 30 Minuten durch die Stadt – vorbei an gut besetzten Lokalen mit Österreichern und kuriosen Souvenirshops. Dort gab’s wirklich alles: Postkarten, Stalin- und Hitler-Wein, Tassen mit Hakenkreuz.

Dienstag: Ein schwarzer Tag

Wie üblich, am Morgen : Griff zum Handy – Graz. Wir erhielten erste Nachrichten. Die Stimmung war schlagartig am Boden. Es war klar: Auch wir Fans müssen reagieren.
Nach ersten Gesprächen beschlossen man: Kein Fanmarsch, kein organisierter Support. Stattdessen wurde ein schwarzes Transparent mit der Aufschrift „Graz“ angefertigt und während des Spiels an der Tribüne gezeigt

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Am Nachmittag fuhren wir erneut nach San Marino.
San Marino, mit etwa 34.000 Einwohnern, ist der fünftkleinste Staat der Welt und liegt vollständig von Italien umgeben. Die Republik wurde bereits im Jahr 301 n. Chr. gegründet und gilt als älteste bestehende Republik der Welt. Die Wirtschaft stützt sich auf Tourismus, Banken, Briefmarken und Keramikprodukte.
Mit der Seilbahn ging es hinauf zur Altstadt und zur berühmten Festung Guaita.

Die Festung von San Marino

Die Guaita-Festung, die älteste der drei Festungen San Marinos, wurde im 11. Jahrhundert erbaut und diente lange Zeit als Verteidigungsanlage gegen feindliche Angriffe. Sie thront auf dem Monte Titano – von dort oben hat man einen spektakulären Blick: über die Hügel der Emilia-Romagna bis nach Rimini und zum Meer.
Viele österreichische Fans verbrachten den Nachmittag gemütlich auf der Festung, ehe es wieder hinunter zum Stadion ging.

Vor dem Spiel wurde eine Schweigeminute für die Opfer von Graz abgehalten. Eine schwarze Fahne wurde von einem Österreicher auf der Gegentribüne geschwenkt.
Österreich war klarer Favorit – und wurde dieser Rolle problemlos gerecht. Endstand: 4:0.
Nach dem Schlusspfiff kamen alle Spieler und das Trainerteam zur Tribüne und stellten sich hinter das „Graz“-Transparent – ein stiller, bewegender Moment. Patrick Pentz schenkte mir sogar einen seiner Tormannhandschuhe.
Trotz abgesagtem organisierten Support gab es Stimmung – denn: Singen verbieten kann man den anwesenden Fans nicht. Es waren keine organisierten Gesänge, aber vereinzelt hallten Lieder durch den Sektor – sogar ein „San Marino – klatsch klatsch klatsch“.


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