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"Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen." Johann Wolfgang von Goethe
Verlassene Militärbasis in Zeljava



Im September hatte ich die Gelegenheit, die verlassene Militärbasis Željava an der kroatisch-bosnischen Grenze zu besuchen. Mit dem Auto fuhren wir auf das weitläufige Gelände, wo heute nur noch Betonpisten, verfallene Gebäude und der geheimnisvolle Berg mit seinen dunklen Eingängen an die Zeit erinnern, als hier eines der größten militärischen Projekte Europas betrieben wurde.

Bau und Zweck

Die Basis wurde zwischen 1948 und 1968 unter dem Codenamen Objekat 505 errichtet. Sie entstand in Zeiten des Kalten Krieges, als Jugoslawien unter Tito eine militärische Unabhängigkeit sowohl von der Sowjetunion als auch von der NATO anstrebte.
Ihr Hauptzweck war die Luftverteidigung und Frühwarnung: Željava sollte Jugoslawien bei einem Angriff standhaft machen und im Ernstfall auch nuklearen Schlägen standhalten. Das gewaltige Tunnelsystem, rund 3,5 km lang, wurde in den Berg Plješevica getrieben und war mit meterstarkem Beton geschützt.

Kosten und Dimensionen

Die Baukosten werden auf etwa 4–6 Milliarden US-Dollar (nach damaligem Wert) geschätzt – eine astronomische Summe für die damalige Zeit und das größte Einzelprojekt der jugoslawischen Armee.
Im Inneren gab es:
Hangars für bis zu 80 MiG-21-Kampfflugzeuge,


  • eigene Werkstätten, Kontrollräume und Treibstofftanks,

ein unabhängiges Strom- und Wasserversorgungssystem,


  • unterirdische Unterkünfte für hunderte Soldaten.

Alles war darauf ausgelegt, dass die Basis im Ernstfall monatelang autark funktionieren konnte.
Nutzung und Flugzeuge
Željava diente vor allem als Stützpunkt der Jugoslawischen Luftwaffe. Die wichtigsten Maschinen hier waren:
Mikoyan-Gurevich MiG-21 (Abfangjäger),


  • Aufklärungsflugzeuge und Radaranlagen,

diverse Unterstützungsmaschinen.

Über dem Berg betrieb man ein hochmodernes Radarsystem, das die NATO im Westen und die Staaten des Warschauer Pakts im Osten gleichermaßen im Blick hatte.
Zerstörung und Sprengung

Mit dem Zerfall Jugoslawiens Anfang der 1990er wurde die Basis aufgegeben. Um zu verhindern, dass sie in die Hände feindlicher Kräfte fällt, sprengte die jugoslawische Armee 1992 weite Teile der Anlage. Dazu setzte man mehrere Tonnen Sprengstoff ein, wodurch das Innere schwer beschädigt wurde.

Bis heute ist das Areal gefährlich: Minenfelder aus den Kriegsjahren sind nicht vollständig geräumt, und im Inneren des Berges liegen noch immer Schutt, Stahlträger und nicht gesicherte Schächte.

Mein Besuch heute

Mit dem Auto fuhren wir über die breiten, verlassenen Start- und Landebahnen. Es fühlt sich surreal an, über Asphalt zu rollen, der für Überschalljets gebaut wurde.
Die Eingänge in den Berg wirken wie gigantische Maulöffnungen. Wir sind ausgestiegen und haben vorsichtig einen Blick in die Dunkelheit geworfen. Schon nach wenigen Schritten war es so finster, dass man ohne Taschenlampe kaum etwas sieht. Die Stille im Inneren ist bedrückend, nur Tropfen von der Decke und das Echo der eigenen Schritte sind zu hören.

Heutiger Zustand

Heute ist Željava eine Mischung aus Lost Place, Mahnmal und Abenteuerziel. Offiziell ist das Betreten nicht erlaubt, dennoch zieht es immer wieder Neugierige, Fotografen und Abenteurer hierher.

Was man wissen sollte:
Lebensgefahr durch Minen in der Umgebung. Nur befestigte Wege und bekannte Pfade benutzen!


  • Die Tunnels sind stockdunkel und gefährlich – ohne Ausrüstung (Stirnlampe, Helm, feste Schuhe) sollte man nicht hineingehen.

Der Ort liegt direkt an der Grenze Kroatien–Bosnien; teilweise patrouilliert die Grenzpolizei.
Fazit
Željava ist mehr als nur eine verlassene Militärbasis – sie ist ein Monument des Kalten Krieges, der jugoslawischen Militärmacht und gleichzeitig ein Mahnmal für die zerstörerischen Konflikte der 1990er.

Mein Besuch dort war ein intensives Erlebnis: Die Mischung aus Geschichte, Größe und Verfall hat mich tief beeindruckt. Wer einmal dort ist, sollte den Respekt vor dem Ort wahren – und vor allem die Sicherheitswarnungen ernst nehmen.